Votivtafeln aus Altötting

Jedes Jahr kommen Scharen von Pilgern nach Altötting, einer kleinen Stadt, die zweieinhalb Stunden mit dem Zug von München entfernt liegt.

Hier wurde Georg Ratzinger, der Bruder von Papst Benedikt XVI., geboren, während der Papst selbst nur wenige Kilometer entfernt in Marktl zur Welt kam. Papst Benedikt XVI. pflegte Altötting als das Herz Bayerns zu bezeichnen und sagte auch, dass diese besondere bayerische Stadt eines der Herzen des Alten Kontinents sei.

Das Herz von Altötting ist die historische Kapelle, die sich am zentralen Platz der Stadt – dem Kapellplatz – befindet. Hier steht eine hölzerne Statue der Jungfrau Maria, zu der Pilger und Gläubige aus ganz Europa seit über 500 Jahren mit ihren Sorgen und Anliegen kommen.

An der Fassade der Kapelle hängen Gläubige Tafeln auf, mit denen sie um Gesundheit für ihre Angehörigen, eine glückliche Geburt eines Kindes oder eine sichere Heimkehr von weiten Reisen bitten. Diese Tafeln gibt es in verschiedenen Formen und Größen – meist klein, aus Metall, Holz oder Keramik – und sie sind Ausdruck von Dankbarkeit oder Hilfegesuchen.

Die Tradition, diese Tafeln anzubringen, reicht mindestens bis ins 17. Jahrhundert zurück, und einige Quellen deuten darauf hin, dass dieser Brauch bereits im Mittelalter existierte.

Einige Tafeln zeigen Darstellungen von Kranken und Leidenden und dokumentieren geheilte Krankheiten, während andere Szenen bestimmter Ereignisse darstellen, wie Unfälle oder den Kampf gegen Süchte. Moderne Tafeln haben oft die Form stilisierter Bilder oder einfacher Inschriften wie „Danke“, „Gnade“ oder „Hilfe“. Sie erfüllen mehrere Funktionen: Sie sind Ausdruck persönlicher Dankbarkeit für erhaltene Gnaden und die Fürsprache der Jungfrau Maria, und sie dienen als Zeugnis des Glaubens und der Hoffnung.

Bereits über 2.000 dieser Tafeln hängen an der Kapellenfassade, und ständig kommen neue hinzu. Ihre Anzahl, Vielfalt und die fortwährende Tradition, sie im Heiligtum anzubringen, zeugen vom lebendigen Marienkult in Altötting, der trotz der Jahrhunderte nicht an Kraft verliert.

Im Inneren der Kapelle kann man auf einer Tafel das Bild des knienden Max III. Joseph sehen, bekannt als der „Silberprinz“. Sein Vater, Erzherzog und Kaiser Karl Albrecht, ließ eine Figur aus 41 Pfund Silber anfertigen, nachdem sein Sohn von einer tödlichen Krankheit geheilt wurde.

Für viele haben die Votivtafeln von Altötting auch einen kulturellen und künstlerischen Wert. Sie sind handgefertigt, wunderschön verziert und tragen einen charakteristischen regionalen Stil. Obwohl ihr Hauptzweck darin besteht, Dankbarkeit auszudrücken, sind sie auch ein wertvoller Teil der bayerischen Folklore.

Heute sind diese Tafeln eines der bekanntesten und charakteristischsten Elemente dieses Ortes. Durch sie ist das Heiligtum von Altötting zu einem Ort der Erinnerung für diejenigen geworden, die Hilfe erhalten haben, sowie für jene, die weiterhin auf ein Wunder hoffen.

Jede Tafel ist nicht nur Ausdruck einer individuellen Geschichte, sondern auch ein Spiegelbild des spirituellen Lebens der Glaubensgemeinschaft. Die im Heiligtum angebrachten Tafeln bilden eine Art chronologische Aufzeichnung von Gebeten, Hoffnungen, Zweifeln und schließlich erfüllten Wünschen der Gläubigen.

 

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